FUSETAKE- YUMI

Warum baue ich mir einen Yumi/ englischen Langbogen Hybriden? 

Das ist eine l�ngere Geschichte. Eigentlich wollte ich nur verschiedene Materialien und Werkzeuge f�r unsere neue Abteilung "Bogenbau" testen. Und au�erdem wollte ich meine Bogenbauer Kenntnisse auffrischen um unsere Kundenfragen kompetent beantworten zu k�nnen. Beim Bogenbau Seminar von Konrad V�gele hatte ich wohl viel gelernt, aber das liegt schon wieder einige Jahre zur�ck. Ich wollte jetzt nicht irgend einen Bogen bauen, sondern gleich etwas au�ergew�hnliches. Also machte ich mich zun�chst �ber unsere Literatur her. Bei Dean Torges (Hunting the osage bow) bin ich schlie�lich h�ngen geblieben. Hinter diesem Titel hatte ich eigentlich etwas anderes erwartet. Sein Konzept hat mich sofort angesprochen. Es war alles so stimmig, einfach und �u�erst effizient. Er baut wundersch�ne amerikanische Langb�gen mit Bambusbacking- das ist es!
An diesem Projekt konnte ich jetzt alles austesten und bekam als Nebenprodukt einen leistungsf�higen, strapazief�higen Bogen heraus. Ich glaube sowieso, es ist einfacher einen bambusbelegten Bogen zu bauen als einen Selfbow. Vor allem bricht er nicht so schnell!

Als �berzeugter Minimalist hatte ich bald ein Konzept ausgearbeitet, das auch f�r den Laien relativ schnell umzusetzen war. Etwas Holz aus dem Bauhaus, eine Japans�ge und ratzfatz hat man sich Abstandhalter und Schraubzwingen aus Holz gebastelt. Hier f�ngt der Spa� doch schon an, frei nach Konfuzius:

                                                                  "Der Weg ist das Ziel".

Das mit den Schraubzwingen aus Holz spart eine Menge Geld, wir ben�tigen schlie�lich mehr als 20 davon. Eine in kleine St�cke zerlegt Dachlatte und Schrauben mit Fl�gelmuttern erf�llen den gleichen Zweck wie gekaufte. Die Abstandhalter f�r die flexible Bogenform sind auch schnell gemacht. Eine W�rmebox ist nicht unbedingt erforderlich, ein warmer Boilerraum tut es auch. Sehr hilfreich ist, dass es zu dem Buch auch eine DVD gibt, das macht das Lernen wesentlich einfacher. Ich wei� nicht wie oft ich mir diese DVD angeschaut habe. So testete ich die verschiedenste Materialien und Werkzeuge wie: Bogenh�lzer, Bambus, Horn, Knochen, Kleber, Raspeln, Feilen, S�gen, Hobel und Schaber. Schnell hatte ich �meine Tools" zusammen. Eine g�nstige Quelle f�r Bogenholz und Bambusbacking hatte ich auch bald. Mir war es wichtig, das ganze einfach zu halten. Es ist lange nicht so schwierig ein geignetes Bogenholz f�r diesen Bogentyp zu finden als f�r einen Selfbow. Ich mu� nicht auf den Verlauf der Jahresringe achten. Beim Selfbow mu� ich dem Jahresring folgen!


Der erste Anlauf brachte auch gleich Erfolg und ich wusste bald, welche Materialien ich empfehlen kann. Mein erster selbstgebauter bamboo backed osage bow hatte wohl  60 Pfund, war aber vom Tiller her perfekt. Eigentlich wollte ich einen Bogen mit einem Zuggewicht zwischen 45 und 50 Pfund, aber ich wollte einfach kein Risiko mehr eingehen und ihn zum Schlu� noch ruinieren. Schon bein Einschie�en habe ich mich in diesen Bogen verliebt. Er hatte alles was einen guten Bogen ausmacht: Sch�nes Design, Speed, Balance, null Handschock und leise wie eine Maus. Auf jeden Fall scho� ich mit diesem Longbow jetzt �ber den Handr�cken besser als mit dem American Flatbow und dem Traditional Recurve �ber das Shelf!
So kam eins zum anderen.


Und jetzt kommt auch endlich die Antwort auf die Frage, warum einen Yumi, oder sagen wir besser "Semi-Yumi":


Ich wollte jetzt nat�rlich unbedingt bei diesem Bogen mit Bambusbacking bleiben und bei Turnieren in der entsprechenden Klasse schie�en. Da ich vom Handr�cken aus schie�e, war das bei den Englisch Longbows. Jetzt passte sich die Irish Field Archery Federation aber der IFAA an und f�hrte eine Historical Bow Klasse ein. Um dort aber teilnehmen zu k�nnen, mu� der Bogen einem historischen Vorbild entsprechen. Aber einen American Longbow mit Bambusbacking gab es scheinbar noch nicht vor dem 19. Jahrhundert. Die Engl�nder bauten damals wohl laminierte Langb�gen, aber nicht mit Bambusbacking. Aber was ist mit den Chinesen und Japanern mit ihren Bambusb�gen?


Da ich schon immer ein Freund fern�stlicher Kultur und Kampfkunst war, hatte ich mir schon vor langer Zeit ein Buch �ber Kyudo gekauft. Die Kunst des Bogenschie�ens stand bei den Samurai an erster Stelle und beinhaltete wesentliche Elemente der Zen- Meditation. Das Buch habe ich damals aber wieder zur Seite gelegt, weil mir die zeremonielle Art des Schie�ens nicht zusagte. Einfach zuviel Disziplin und Etikette anstatt Spa�. Unter dem Aspekt historische B�gen las es sich jetzt aber viel spannender und ich wurde auch bald f�ndig. Bereits in der Antike, bauten die Japaner den Fusetake-Yumi mit Bambusbacking. Das war nicht vor 100 Jahren, das war vor �ber 1000 Jahren!
Es h�tte mich aber auch wirklich gewundert, wenn diese uralte Bogenkultur nicht einen handlicheren Bogen als den �berlangen Yumi zustandegbracht h�tte. Endlich hatte ich ein historisches Vorbild f�r meinen Langbogen mit Bambusbacking gefunden. Im Buch "Reflexbogen" habe ich das noch best�tigt bekommen.


Den japanischen Langbogen aus Vollholz gab es schon in der pr�historischen Zeit, die Form dieses Maruki-Yumi wurde von den Japanern beibehalten, ab dem 9.Jahrhundert a.d. allerdings in der Kompositbauweise der Chinesen gebaut, den Fusetake-Yumi mit Bambusbacking eben. Die typische Asymmetrie, wie der Kyudo- Yumi sie aufweist, hatten diese B�gen noch nicht. Der Vollholz Maruki hatte anfangs das Griffst�ck sogar in der Mitte, wie die B�gen aus Malaysia. Es gibt da viele Spekulationen dar�ber, warum sie diese Yumi zunehmend asymmetrisch gebaut haben. F�r mich macht eine Theorie am meisten Sinn: Der untere Wurfarm ist k�rzer als der obere, weil man im Knien oder vom Pferd aus ungehindert schie�en kann. Als zweites glaube ich, dass diese Bauart bogen-physikalische Vorteile bringt. Der Bogen ist besser ausbalanciert, schneller und ruhiger bei geringem Handschock. Das ergibt sich aus der Tatsache, dass sich die Schockwelle in der Mitte des Bogens trifft, deshalb der Griff im unteren Drittel!
Nat�rlich kann der Ursprung des l�ngeren Yumi auch darin liegen, dass diese gro�en B�gen auf dem Schlachtfeld, optisch und psychologisch, mehr hergegeben haben. Auf  andere Theorien kann ich hier nicht weiter eingehen. Auf jeden Fall waren die B�gen nicht immer 2 bis 2,40 Meter lang. Man spricht von "um die 2 Meter" oder sogar nur mannshoch, in dieser Periode. Das kam wohl darauf an, f�r welchen Zweck er benutzt wurde. F�r die Jagd macht die k�rzere Version Sinn, f�r das Schlachtfeld oder die Zeremonie wiederum der lange Bogen.
Da beim Feldbogensport die Jagd simuliert wird, habe ich die k�rzere Variante gew�hlt. Eine dezente Asymmetrie bei einer L�nge von etwa 74� war ein guter Kompromiss.

Wie baue ich einen Yumi?
Als Bogenholz habe ich heimische H�lzer wie Walnuss, Kirsche, Eiche, aber auch Osage Orange, Ipe (pau para arcos) und Massaranduba probiert. Diese H�lzer konnte ich zum damaligen Zeitpunkt problemlos und g�nstig bekommen. Die beiden letzeren haben am besten abgeschnitten. Mir kam es in erster Linie darauf an, mit geringstem Aufwand einen brauchbaren Bogen bauen zu k�nnen. Bambusbacking und Bogenh�lzer hatten Standardma�e und passten in der Breite wunderbar zusammen. Den Bogenbau als solches fasse ich kurz zusammen:



1. Flexible Bogenform oder einfach nur Abstandhalter aus Holz bauen.
2. Bogen Design bestimmen und auf das Bambusbacking �bertragen.
3. Bambusbacking auss�gen und tapern
4. Bogenholz am der Bauchseite verj�ngen und beide Klebefl�chen mit dem Zahnhobel bearbeiten.
5. Bogenholz und Backing in der flexiblen Bogenform im gew�nschten Reflex mit Titebond 3 oder URAC    verleimen.

6. Nach dem Austrocknen am Backing entlang auss�gen.
7. Bogenholz mit Raspel, Schweifhobel und Zieklinge in Form bringen.
8. Mit Tillersehne tillern und dann Horn Nocken (Hartholz, Knochen etc.) mit 2 Komponenten aufkleben.
9. Nocken ausarbeiten, Bogen aufspannen und Feintillern.
10. Einschie�en und Finish mit Tung Oil oder Plastic Coat, Griffwicklung anbringen (Rattan, Leder) fertig!



Als Sehnenmaterial verwende ich Dacron B55 mit 14 Str�ngen. Anstatt mit einem offenen Ende, mache ich die Sehnen stehts mit Doppel�hr im fl�mischen Stil. Moderne Sehnenmaterialien neigen beim Timber Hitch zum kriechen.

Wie schie�e ich den Yumi?

Als reiner Instinktiv Sch�tze schie�e ich den Yumi wie jeden anderen traditionellen Bogen. Mediterranes Release, Anker im Mundwinkel, leicht verkantet �ber den Handr�cken. Ich lege den Pfeil als Rechtshandsch�tze links an und verwende auch einen ganz normalen Schie�handschuh. Einen Unterschied gibt es allerdings: Der Nockpunkt auf der Sehne ist etwas weiter unterhalb als gew�hnlich angebracht. Wer schon einmal einen Kyudo Sch�tzen von der Seite her betrachtet hat, dem ist vielleicht aufgefallen, dass der obere Wurfarm etwas Richtung Ziel geneigt ist, w�hrend der untere zwangsl�ufig Richtung Sch�tze zeigt. Das ergibt eine ergonomische Griffposition und kommt dem Deutschu� entgegen. Es f�hlt sich nicht nur besser an, es macht auch bogen-physikalisch Sinn. Der kurze, untere Wurfarm wird so entlastet, w�hrend der l�ngere, obere Wurfarm etwas mehr Stress bekommt. Bevor ich das herausgefunden habe, hatte ich ab und zu Stauchrisse im unteren Wurfarm.


Mit welchen Pfeilen ich schie�e?

Was den Pfeil betrifft, so bin ich mit meinen Zederholzpfeilen bisher sehr gut gefahren. Allerdings mit einem Nocktaper von 11/32 auf 5/16. Mein Pfeil ist gerademal 27" lang bei einem Spinewert zwischen 45+50 lbs. Wie man der Pfeill�nge entnehmen kann, ziehe ich nicht bis zum Ohr aus, wie die englischen Langbogen- oder die japanischen Kyudo Sch�tzen. Der Pfeil wiegt etwa 450 Grain mit einer 100 Grain 3D-Spitze. Das ergibt f�r mich einen FOC von 11%. Eine 4" Saubuckel Befiederung reicht mir vollkommen aus. Der Pfeil fliegt wie an der Schnur gezogen, ohne dass ich das geringste am Handr�cken meiner Bogenhand sp�re. Wenn der Pfeil die Bogenhand streift, sollte ich mir nicht einen extra Handschuh kaufen, sondern einfach den Spinewert oder den Nockpunkt checken, oder gleich die Sache mit dem getaperten Schaft probieren.

Ich stecke ja immernoch in der Experimentierphase und teste auch Bambuspfeile. Hier bin ich allerdings noch nicht zu einem Ergebnis gekommen. Es ist hier schwierig ein passendes Set zusammenzustellen.

Wenn die Fusetake-Yumi den Dauertest bestehen, �bernehme ich sie vielleicht einmal in unser Langbogen Programm.

Bis dahin w�nsche ich meinen Amateur- Bogenbauern viel Spa� beim experimentieren, auf dass es bald eine gro�e Yumi Gemeinde bei den Feldbogensportlern gibt!

Good shoot!
Harald H�llrigl

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